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Langzeitreise mit Kind

Für andere Eltern hier ein paar Worte der Ermutigung zum Langzeitreisen mit Kind. 

Unsere Tochter feierte zu Beginn unserer Reise ihren fünften und am Ende ihren sechsten Geburtstag. Ihre und unsere Erfahrungen auf der langen Reise sind fast durchweg positiv.

In dem Jahr auf Reisen hat unser Kind eine für uns heute noch  kaum fassbare Entwicklung durchlaufen. Der ständige Fluß an neuen Erfahrungen, die häufige Begegnung mit Tieren,  fremden Menschen mit anderen Lebensgewohnheiten und der abwechslungsreichen Natur hat deutliche positive Spuren hinterlassen. Kinder saugen Informationen auf wie ein Schwamm, je mehr ausgeschüttet wird, um so größer das Saugvermögen. Am besten daran ist, dass alles spielerisch und ohne Zwang geschieht. Auch wenn sie sich später unter Umständen nur an wenige Details errinnern, so machen sie doch sicherlich Erfahrungen, die sie ihr ganzes Leben begleiten werden.

Selbstverständlich vermissen Kinder, ab dem Kindergarten- alter anfänglich Freundinnen und Freunde schmerzlich. Wir haben versucht dem zu begegnen, indem wir zu Anfang der Reise besonders Rücksicht auf unser Kind nahmen und Kontakte durch häufige e-mails und Telefonate aufrecht hielten. Die schwierigste Phase in dieser Hinsicht war bei uns der zweite Reisemonat.

Extrem hilfreich war, dass in dieser Zeit im Reiseland die Schulferien begannen und viele Kinder auf den Campingplätzen anzutreffen waren. Kinder brauchen einfach andere Kinder, Eltern sind auf Dauer kein Ersatz, so sehr sie sich auch anstrengen mögen.

Aus diesem Grund wollen wir auch den Tip von Zoran, einem netten Kiwi weitergeben, auch wenn er ernährungsphysio- logisch sicherlich sehr bedenklich ist und daher nur in Notfällen angewandt werden sollte. Auf den Spielplätzen in amerikanischen Fast-Food Restaurants sind fast immer Kinder anzutreffen. Hier können die Kinder in Ruhe spielen während die Eltern ein kleines Tafelwasser schlürfen.

Wir mußten zum Glück wenig auf diese Notlösung zurückgreifen, da in Australien und Neuseeland auch an den abgelegensten Orten viele andere Reisende mit  Kindern unterwegs sind.

Auch andere Erwachsene können phasenweise Ersatz für Spielkameraden sein (Hauptsache nicht die Eltern! :-), wenn sie gut mit Kindern umgehen können.

Ein kleines Problem sind zu Beginn auch noch die fehlenden  Sprachkenntnisse, jedoch eigentlich nur als Hürde für das erste Beschnuppern. Ist der Kontakt einmal hergestellt wird im Spiel problemlos alles "mit Händen und Füßen" erklärt. Daher sind wir anfänglich oft mit zu den fremden Kindern hingegangen und haben erklärt, dass unsere Tochter aus einem anderen Land kommt und die Sprache noch nicht richtig spricht. Dies führte in der Regel zu noch größerem Interesse an ihr und uns, sodaß wir uns häufig ausgedehnten Fragestunden ausgesetzt sahen.

Trotzdem wird der Auslandsaufenthalt mit Zunahme der Sprachkenntnisse für ein Kind natürlich leichter. Große Fortschritte machten die Sprachkenntnisse bei unserem Kind immer dann, wenn wir Freunde besuchten und dort die Konversation komplett auf englisch umstellten. Aus dieser Erfahrung heraus sprachen wir später auch wenn wir unter uns waren häufig englisch. 

Sicherheit und ein festes Programm sind für Kinder wichtig. Doch das läßt sich auch auf Reisen realisieren. Ob man die Gute-Nacht-Geschichte im Kinderzimmer oder im australischen Busch vorliest ist im Grunde genommen kein Unterschied. Fest Zeiten und Rituale, lassen sich auch unterwegs einhalten. Ein sicheres Zuhause kann auch ein Wohnmobil sein. Als wir erstmalig für zehn Tage einen Freund besuchten, schliefen wir obwohl wir eine ganze Wohnung für uns hatten im Wohnmobil, da sich unser Kind dort zu Hause fühlte.

Später auf der Reise wurde unser Kind immer selbständiger. "Schaut mal da sind Kinder, ich geh mal rüber vielleicht werden wir ja Freunde" war so ein typischer Satz. Ein wenig problematisch war dann nur noch das häufige Abschied nehmen von den neu gefunden Spielkameraden. War ein Kontakt besonders intensiv, so wurden Adressen ausgetauscht oder noch ein Spieltag am jeweiligen Ort drangehängt. 

Persönlich besonders gefreut hat uns der Punkt, an dem unser Kind sich unterwegs dafür aussprach, doch am besten gleich dort zu bleiben. Nicht weil wir unbedingt dort bleiben wollten, sondern weil wir es als Beweis dafür werteten, unserem Kind nicht dauerhaft etwas aufzuzwingen.

Zum Schluß ein paar Worte zum Thema Sicherheit. Australien wird von vielen als gefährliches Reiseland eingeschätzt. (In Neuseeland drohen nur Vulkanausbrüche oder Erdbeben :-). Aus unserer Erfahrung ist das weitgehend unbegründet, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Wir haben uns bemüht von Anfang unser Kind vor den Gefahren zu warnen, ohne allzu zu große Ängste zu schüren, sehr wohl aber Respekt. Objektive Gefahren drohen in Australien von Schlangen, in beschränktem Maße von Dingos und im Norden von Salzwasserkrokodilen.

Folgende Verhaltensregeln haben wir uns und unserem Kind auferlegt. Bei Wanderungen lief das Kind in der Mitte zwischen uns. Es darf nicht durch in eine Wiese mit tiefem Gras laufen. (Das machen auch vernunftbegabte Erwachsene Aussies nicht).  Holz sammeln ist nur mit begleitendem Erwachsenem erlaubt, der die vermeintlichen "Stöcke" vorher begutachtet oder besser zunächst selbst anfasst. Das Kind darf sich alleine nicht weit den Eltern entfernen. Man erklärt dem Kind, das es niemals mit der Hand in dunkle Astlöcher oder ähnliches hineinfassen darf. Im Busch ist hohes Schuhwerk Pflicht. Letzteres kauft man besser zu Hause, das Angebot in Aussie ist gering, die Australier sind in der Regel nicht bereit, viel Geld für Kinderschuhe auszugeben. Über Schlangen wird viel geredet, man sieht sie auch ab und zu. Nach einem Jahr Erfahrung neigen aber auch wir zu der Ansicht, das diese Gefahr überschätzt wird. Die Gefahr von Krokodilen ist konkret und sollte sehr ernst genommen werden, gilt aber für Erwachsene gleichermaßen. Dafür gibt es einfache Regeln diese Gefahr zu bannen. Trüben stehenden oder langsam fließenden Gewässern muß man  fernbleiben. Nicht  mehrfach an der selben Stelle ans Wasser gehen. Sein Nachlager mindestens 50m vom Wasser entfernt aufschlagen. 

Die medizinische Versorgung entspricht dem europäischen Standard, ist aber in der Regel weiter entfernt. Große Distanzen werden von den Royal Flying Doctors überbrückt, falls sie in der Nähe einen Airstrip finden.